Theater

Peter F. Schmid (Text) 
&
Thomas Schweinschwaller (Handlung)

BEGEGNUNG
Oder
FAUST MACHT EINE AUSBILDUNG

Ein tragisch–komisches Encounter

DER PERSONZENTRIERTEN TRILOGIE ZWEITER TEIL

Textbuch, Fassung 2. 3. 1997; Wien, Mai 1997 (ungekürzte Fassung)

Das Stück

PROLOG
I. PROPÄDEUTIKUM
II. PRAKTIKUM
III. FACHSPEZIFIKUM
ZUGABE

Dokumentation zum Stück

Die Szenen
Die Rollen
Die Zitate
Die Quellen

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PROLOG

Der Darsteller als Zettel kommt von hinten,
geht durch das Publikum und redet es an.

[Sommernachtstraum]
(Zettel:) »Unser Stück ist — die höchst klägliche Komödie und der höchst grausame Tod des Pyramus und der Thisbe. Ein sehr gutes Stück Arbeit, ich sags euch! und lustig! Ihr, Klaus Zettel seid als Pyramus ausgeschrieben! Was ist Pyramus? Ein Liebhaber oder ein Tyrann? Ein Liebhaber, der sich auf die honetteste Manier vor Liebe umbringt. Das wird einige Tränen kosten bei einer wahrhaftigen Vorstellung. Wenn ich’s mache: laßt die Zuhörer nach ihren Augen sehn! Ich will Sturm erregen, ich will einigermaßen lamentieren. ... eigentlich habe ich doch das beste Genie zu einem Tyrannen; ich könnte einen Herkles kostbarlich spielen oder eine Rolle, wo man alles kurz und klein schlagen muß!

Der Felsen Schoß
Und toller Stoß
Zerbricht das Schloß
Der Kerkertür,
Und Phäbus’ Karrn
Kommt angefahrn
Und macht erstarrn
Des stolzen Schicksals Zier:

Das ging prächtig. Nun die übrigen Akteurs ... Ihr müßt Thisbe über Euch nehmen. Was ist Thisbi? ein irrender Ritter? Es ist das Fräulein, das Pyramus lieben muß! Wenn ich das Gesicht verstecken darf, so gebt mir Thisbe auch. Ich will mit einer terribel feinen Stimme reden: ›Thisne! Thisne! — Ach Pyramus, mein Liebster schön! Deine Thisbe schön und Fräulein schön!‹

Laßt mich den Löwen auch spielen. Ich will brüllen, daß es einem Menschen im Leibe wohltun soll, mich zu hören. Ich will brüllen, daß« alle sagen sollen: »Nochmal brüllen! Nochmal brüllen! Zugegeben, Freunde! Wenn« wir »die Damen erst so« erschrecken, »daß sie um ihre fünf Sinne kommen, so werden sie unvernünftig genug sein, uns aufzuhängen. Aber ich will meine Stimme forcieren, ich will euch so sanft brüllen wie ein saugendes Täubchen: ich will euch brüllen, als wäre es eine Nachtigall.

Pyramus ist ein Mann mit einem süßen Gesicht, ein hübscher Mann, wie man ihn nur an Festtagen verlangen kann, ein charmanter, artiger Kavalier. Deshalb müßt« einfach Ihr »den Pyramus spielen.

Gut, ich nehms auf mich.«

Unser Stück ist — die höchst klägliche Komödie und das höchst grausame Encounter des Thomas, des Theaters und der Therapie. Ein Stück Arbeit, ich sag’s euch! und lustig! Ihr, Thomas seid als — Thomas ausgeschrieben! Was ist Thomas? Ein Liebhaber oder ein Tyrann? Natürlich ein Liebhaber, der sich auf die honetteste Manier vor Liebe umbringt. Undsoweiter. Ähnlichkeiten mit anderen Stücken und Personen sind rein zufällig und daher beabsichtigt.

Also, laßt mich den Thomas auch spielen.

Denn, wie schon ein großer Dichter oder Therapeut oder so sagte:

Liest aus dem Buch »Entwicklung der Persönlichkeit« von Carl Rogers.

[Rogers]
»The most personal ist the most universal. — Das Persönlichste ist das Allgemeinste.« — »eine Lernerfahrung«, die »mir das Gefühl der engen Verwandtschaft mit anderen Menschen gibt. [...] Es hat Zeiten gegeben, wo ich im Gespräch mit Studenten und Kollegen oder in Schriftform mich so persönlich ausgedrückt habe, daß ich glaubte, eine Einstellung zu äußern, die wahrscheinlich kein anderer verstehen könne, da sie so sehr meine eigene war.« Aber »gerade das Gefühl, das mir am privatesten, am persönlichsten und deswegen am unverständlichsten für andere erschien, fand bei vielen anderen Resonanz. Das hat mich zu der Überzeugung geführt, daß, was am persönlichsten und einzigartigsten in jedem von uns ist, wahrscheinlich gerade das Element ist, das in seiner Mitteilung andere am tiefsten ansprechen wird. Diese Einsicht hat mir dazu verholfen, Künstler und Dichter als Menschen zu verstehen, die es gewagt haben, das Einzigartige in sich auszudrücken.«

Carl Rogers.

Also den Thomas. Poetisch und autopoietisch. »Selbsterfahrung als Selbsterfindung«. [Frenzel]

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I. PROPÄDEUTIKUM

Zum ersten Mal habe ich Theater gemacht — wie einzigartig — in einem Weihnachtsspiel. Ich war so 4 oder 5 Jahre alt. Meine Großmutter war als einzige eingeweiht; sie mußte die Maria spielen. Es war ein Krippenspiel. Thomas spielte gleichzeitig die Hirten und die Heiligen Drei Könige. Ich erinnere mich: Erstens: Alle Leute durften durch das ganze Haus gehen, vom Keller bis zum Dachboden. Zweitens: Mein einziges Requisit war ein blauer Frotteebademantel. Drittens: Es muß herzzerreißend gewesen sein. Sogar mein Bruder war beeindruckt. Und das will etwas heißen, denn von ihm haben alle immer gesagt, er sei noch begabter als ich. (Wie halt die Leute so reden.) Viertens: Das ist nur eine Deckerinnerung. Denn angeblich habe ich schon mit drei Jahren einen Hirten gespielt. Aber eben nur einen Hirten. Also nicht der Erinnerung wert. Nun jedenfalls spielte ich alle Hirten und die Drei Könige obendrein.

Zieht einen blauen Frotteebademantel an, zeigt die Hirten und die Drei Könige rasch nacheinander vor.

Und so weiter.

[Reinhardt]
»Die Leidenschaft, Theater zu schauen, Theater zu spielen, ist ein Elementartrieb des Menschen. Und dieser Trieb wird Schauspieler und Zuschauer immer wieder zum Spiel zusammenführen. Denn in jedem Menschen lebt, mehr oder weniger bewußt, die Sehnsucht nach Verwandlung.
Wir alle tragen die Möglichkeiten zu allen Leidenschaften, zu allen Schicksalen, zu allen Lebensformen in uns. ›Nichts Menschliches ist uns fremd!‹ Wäre das nicht so, wir könnten andere Menschen nicht verstehen, weder im Leben noch in der Kunst. Aber Vererbung, Erziehung, individuelle Erlebnisse befruchten und entwickeln nur wenige von den tausend Keimen in uns. Die anderen verkümmern allmählich und sterben ab.
Das bürgerliche Leben ist eng begrenzt und arm an Gefühlsinhalten. Der normale Mensch empfindet gewöhnlich einmal im Leben die ganze Seligkeit der Liebe, einmal den Jubel der Freiheit, er haßt einmal gründlich, er begräbt einmal mit tiefem Schmerz ein geliebtes Wesen und stirbt am Ende einmal selbst. Das ist zuwenig für die uns eingeborenen Fähigkeiten, zu lieben, zu hassen, zu jubeln, zu leiden.
Unsere Erziehung freilich arbeitet dem entgegen. Ihr erstes Gebot heißt: Du sollst verbergen, was in dir vorgeht. So entstehen die sattsam bekannten Verdrängungen [...] und am Ende jene leere Schauspielerei, von der das Leben voll ist. Wir haben uns auf eine Reihe allgemeingültiger Ausdrucksformen geeinigt, die zur gesellschaftlichen Ausrüstung gehören. Diese Rüstung ist so steif und eng, daß eine natürliche Regung kaum mehr Platz hat. Wir haben ein oder zwei Dutzend billiger Phrasen für alle Gelegenheiten. Wir haben gebrauchsfertige Mienen der Teilnahme, der Freude, der Würde und das stereotype Grinsen der Höflichkeit. Bei Hochzeiten, Kindestaufen, Begräbnissen wird aus Händeschütteln, Verbeugungen, Stirnrunzeln, Lächeln ein gespenstisches Theater gemacht, dessen Gefühlsleere erschreckend ist.
[...] Wenn wir nach dem Ebenbilde Gottes erschaffen sind, dann haben wir auch etwas von dem göttlichen Schöpferdrang in uns. Deshalb erschaffen wir die ganze Welt noch einmal in der Kunst. Ich glaube an die Unsterblichkeit des Theaters. [...] Die Schauspielkunst ist [...] die Befreiung von der konventionellen Schauspielerei des Lebens, denn: nicht Verstellung ist die Aufgabe des Schauspielers, sondern Enthüllung.
[...] Mit dem Licht des Dichters steigt« der Schauspieler »in die noch unerforschten Abgründe der menschlichen Seele, seiner eigenen Seele, um sich dort geheimnisvoll zu verwandeln, und, Hände, Augen und Mund voll von Wundern, wieder aufzutauchen. Er [...] ist der Mensch an der äußersten Grenze zwischen Wirklichkeit und Traum und er steht mit beiden Füßen in beiden Reichen.«

Max Reinhardt

Also steigen wir in die Abgründe der menschlichen Seele.

Ihnen verrate ich ja nichts Neues, geschätztes Publikum, es geschieht zum Zweck der — ganz richtig: Selbstverwirklichung. Denn, wie wir wissen, sind wir vertrauenswürdig und konstruktiv, das Soziale ist uns angeboren, über unserer Wiege steht der Stern der Weisen aus dem Morgenland, Gold, Weihrauch, Myrrhe und die Aktualisierungstendenz werden uns in die Krippe gelegt, und darüber schwebt die Dreifaltigkeit der Variablen in der Gestalt eines Therapeuten oder einer Therapeutin, je nach dem, und der unaufhaltsame Prozeß zur fully functioning person hat eingesetzt; ob wir wollen oder nicht, von nun an geht’s die Skala hinauf, wir ergreifen von unseren Gefühlen Besitz, unsere Gewahrwerdung öffnet sich dem unmittelbar gegenwärtigen Erleben, wir ergreifen den Kairos, entwickeln unsere Persönlichkeit, werden, die wir sind, und zahlen noch viele Jahre den Kredit zurück, den wir für unsere Therapie und die Ausbildung aufnehmen mußten. Aber, was nichts kostet, ist auch nichts wert, sagt mein Supervisor, und der weiß ganz offenkundig, was er wert ist, und ich profitier ja auch davon, denn ich werd dabei aber schon so was von kongruent, daß ich’s denen, die das nicht kennen, schon gar nicht mehr adäquat symbolisieren kann. Da kann ich euch nichts mehr vorspielen, nichts mehr vormachen, kein Theater, alles echt; ich bin zu einem Gesamtkunstwerk geworden.

Noch ist es allerdings nicht ganz so weit. Wir stehen ja erst am Anfang. Wir sind uns entfremdet, ganz verloren — polymorph inkongruent.

Begeben wir uns also auf die Reise in das Innere, in die Tiefen der Seele. Und machen wir uns auf den Weg, uns selbst zu finden. »The Journey into Self« [Rogers]

Erste Station: In der Halle des Bergkönigs. Peer Gynt und die Versuchung zur Selbstentfremdung im Reiche der Trollen. — Das sind so Gnome, die sich besser vorkommen als alle anderen, aber selbst nicht dran glauben und gerade deswegen so gefährlich sind. Peer Gynt, der „nordische Faust", ist knapp davor, ihren Verführungen zu verfallen, um Trollkönigs schönste Tochter zu bekommen.

Schaltet »In der Halle des Bergkönigs« aus der »Peer Gynt Suite« von Edvard Grieg ein.
Imitiert ein paar Tanzschritte aus einem Theaterworkshop dazu.

[Ibsen]
(Der Dovre–Alte:) »Mit uns geht’s die letzten Jahre bergab,
Nur eine Wende kann uns noch retten.
Dafür kommt der Bursche wie gerufen,
Frisches Blut bringt neues Leben.
Kurz«, Peer Gynt, »du willst meine Tochter haben?
Meine Tochter und mein Reich«?
»Das halbe bekommst du sogleich,
Das übrige ein ander Mal.«
Also, »erst mußt du gewisse Zusagen machen.
Und brichst Du auch nur eine,
So zahlst Du mit dem Thron — und deinem Leben.
Erstens: Du mußt alles
Außerhalb unsrer Grenzen vergessen.
Zweitens: Du mußt den Tag verschlafen,
Grundsätzlich nichts tun,
Und vor allem die Augen verschließen!
Wenn« du König bist, »ist das einfach.
Dann wolln wir dich jetzt mal
In die Zange nehmen:
Was ist der Unterschied zwischen Troll und Mensch?
Da gibt es gar keinen Unterschied:
Großtroll will zwicken,
Kleintroll will zwacken,
Wie bei« euch »Menschen, wenn« ihr nur dürft,
Aber ein Unterschied bleibt trotzdem.
Paß auf, er ist sehr wichtig;
Draußen in der Tagwelt gilt als
größte Weisheit: ›Mensch, finde dich selbst!‹
Hier bei uns Trollen aber heißt es klug:
›Troll, finde dich selbst — genug!‹«

Fast hätt’ es ihn erwischt, unseren Peer Gynt, und er wär dem Zauber verfallen. Schlecht? Eine Königstochter, zuerst das halbe, dann das ganze Reich. Und sozial wär’s auch, weil’s den armen Trollen ja helfen würd’. Aber irgendwas daran war faul, das hat er gleich gespürt.

Und so hat er’s dabei belassen, den Tanz aus dem Theaterworkshop zum Fest »20 Jahre APG« aufzuführen, nicht in der Halle des Bergkönigs, sondern in der Halle der APG, hoch über den Dächern, statt tief unten in der Erde — und natürlich ganz ohne Trollen.

Mit 13 begann ich dann, selbst zu denken und — wie originell — Texte zu schreiben. Ich erinnere mich: Soldaten haben jemanden gesucht und —. So eine Geschichte halt. Den Rest können Sie sich denken. Dann durfte ich sogar einen Denker spielen. In der Schule. Ich erinnere mich: Ich hatte auf einen Tisch zu springen. Und dort als Denker — alle zum Denken zu bringen. Da hat sich wer was gedacht dabei. Das war meine Aufgabe: alle sollten denken. Was sie denken sollten? Das herauszufinden, war nicht meine Aufgabe. Also, der Denker; Thomas, der Denker.

Na, denk mal! Denkmal. Thomas. Thomas, das denkende Denkmal. Springt auf den Tisch und imitiert Rodins »Denker«. Klappt’s? Denken Sie schon? Denken Sie sich schon was? Und was? Na, ich kann mir’s denken. Herunten. Danke. Was haben wir hier gesehen? Wir haben gesehen, daß es mit dem Hirn allein nicht geht. Cogito, ergo dumm. Also muß man es anders anpacken: weniger mit dem Hirn, mehr mit dem U–, mit dem Gefühl.

Dann die erste Frau, die erste Verliebtheit. Sie war — wie originell — ein paar Jahre älter. Ich habe ihr einen Text verfaßt, in dem ich geschrieben habe, ich hätte ohnehin keine Chance, weil sie mich sicher stehen lassen würde. Oder mit anderen Worten: Ich kann mir schon denken, wie das ausgeht. Das hat sie immerhin zu einem schlechten Gewissen und in Zugzwang gebracht. Etwa so: Zugzwang. Zeigt eine Frau unter Zugzwang. Aber mehr auch schon nicht.

Dann die ersten Gedichte. Dann Kollegen, die auch geschrieben haben. Und dann haben wir einen Dichterzirkel gegründet und sind mit Lesungen auf Tournee gegangen. Thomas auf Tournee. Österreich–Tournee, Europa–Tournee, Welt–Tournee. Na, sagen wir halt: Tournee de Mostviertel. Aber das Schreiben wurde immer wichtiger. Es half mir, mich auszudrücken, zu verbalisieren, mit einem Wort: meine Persönlichkeit zu entwickeln.

Persönlichkeit entwickeln? »Persönlichkeitsentwicklung durch Begegnung«. [APG] »Persönlichkeitsentwicklung durch Begegnung«? Aha! Begegnung! Etwa so.

[Faust I]
»(Faust:) Mein schönes Fräulein, darf ich wagen,
Meinen Arm und Geleit ihr anzutragen?
(Gretchen:) Bin weder Fräulein, weder schön,
Kann ungeleitet nach Hause gehn.«

Begegnung? Eher eine »Vergegnung« [Buber], um Martin Buber zu zitieren. Niete. Einfahrer. Verzweiflung. Depression. Resignation. Wie gut, daß es die Kunst gibt.

Zeigt sich selbst, dichterlesend.

Schweinschwaller, Schwermütig.

[Schweinschwaller]
»Schwermütig, beinahe gefesselt
knien wir
vor dem Brunnen der Wahrheit
und gierig
nur ein Tröpfchen
dieser galligen Masse zu schlürfen,
züngeln wir mit geschlossenen
Augen
nach Erkenntnis;
beugen uns – um weiser zu werden –
tiefer hinab –
erniedrigt
– konnten wir doch nichts, absolut nichts erspähen –
torkeln wir dann
in unsere Nische zurück
und senken den Kopf,
während sich hinterrücks
das Leben
an uns vorbeistiehlt.

Also, ich verbalisiere meine Gefühle, formuliere sie neu und schon entwickelt sich meine Persönlichkeit, weil mein Selbst in Fluß kommt. Toll. Mein Selbst ist in Fluß. Oder im Fluß; den Bach hinunter. Da hilft nur eines.

Spielt sich als Klienten in einem therapeutischen Erstgespräch.

Guten Tag. ... Ja, also ... ich wollte bei Ihnen ... eine Therapie machen, weil ... seit den letzten Jahren, ... ich habe da ... so Probleme, also, ... das ... betrifft mich und ... meine Umgebung, ... es dauert einfach schon ... sehr, sehr lang, und es ist schwierig ... zu sagen, wo ... wo es angefangen hat, aber ich ... ich werde das Bild nicht los, daß ..., ja ..., aber... Und überhaupt.

[Bernhard]
»Alles therapeutisch sagte er
Das ist meine Todesstrafe
oder wenigstens und auf alle Fälle lebenslänglich
noch schlimmer
immer an den Grenzen der Verrücktheit
niemals diese Grenze überschreiten
aber immer an der Grenze der Verrücktheit
verlassen wir diesen Grenzbereich
sind wir tot
Alles noch immer elterliche Möblierung
nichts verändert
seit die Eltern tot sind
Ich hätte alles ausgeräumt
alles
du hast dich dagegen gewehrt
Du hättest ja weggehen können
nichts hätte ich dir in den Weg gelegt
aber dann verlierst du dein Engagement«

Thomas ist jetzt 16 und bereits in der Vaterrolle; man denke, mit 16 schon Vater — auf der Bühne natürlich nur. Die Klosterschule wurde 1000 Jahre alt. Welchselbiges Jubiläum mit einem lateinischen Theaterstück gefeiert wurde. Dort durfte ich die väterliche Hauptrolle spielen. „Non scholae, sed vitae discimus." Dixit magister ille. Man beachte den therapeutisch relevanten Kontext. Thomas als Vaterfigur spricht unverständliche Worte, die aber machen mächtigen Eindruck. „Impie, perfide, noxie ..." [Pecus Inventum] Ruchloser, Schändlicher, Frevelhafter! Oder so ähnlich. Eine spannende Sache, Theater auf lateinisch, gespielt von 16jährigen. Leider etwas schwierig für das unmittelbare Verständnis und die Beziehung zum Publikum. Aber eine gute Schule für das Denken, zum Beispiel zum Thema Kommunikationsschwierigkeiten. Oder zum Thema: Wie kann ich mich ohne Worte verständigen? Oder eigentlich genauer: Wie kann ich mich trotz der Worte verständigen? Oder ganz genau: Wenn ihr kein Latein versteht, kann ich euch auch nicht helfen. Na wartet, ich werd euch schon helfen. Hilf dir selbst, dann hilft dir dein Therapeut.

Über das Latein, das mir spanisch vorkam, entdeckte ich meine soziale Ader. Auf deutsch konnte ich das noch lange nicht. „Alles therapeutisch".... [Bernhard] Man kann nicht nicht kommunizieren, wie wahr. Aber man kann auch kaum ineffizienter kommunizieren. „Iám qu’opus éxegí, quod néc Iovis íra nec ígnis néc poterít ferrúm nec aedáx abolére vetústas." [Ovid] Ovid. Sechzehn. Die Mädchen. Mein Opus ist noch lange nicht abgeschlossen.

Schnitt.

Wien.

Ab meinem 12. Lebensjahr hatte die liebe Um- und Mitwelt in seltener Einmütigkeit festgestellt, ich hätte eine große Ähnlichkeit mit einem gewissen Klaus Maria Brandauer. Also hatte ich nach der Matura zu beschließen, Schauspieler zu werden.

Und dazu braucht man eine Ausbildung. Und für die holt man am besten zuerst Erkundungen ein. Denn es gibt ja so viele Ausbildungen und so viele Ausbildungsvereine und so viele Ausbilder. Wie soll man sich da entscheiden?

[Faust I]
»(Schüler:) Ich bin allhier erst kurze Zeit
Und komme voll Ergebenheit,
Einen Mann zu sprechen und zu kennen,
Den alle mir mit Ehrfurcht nennen.
(Mephistopheles:) Eure Höflichkeit erfreut mich sehr!
Ihr seht einen Mann wie andre mehr.
Habt Ihr Euch sonst schon umgetan?
(Schüler:) Ich bitt Euch, nehmt Euch meiner an!
Ich komme mit allem guten Mut,
Leidlichem Geld und frischem Blut;
Meine Mutter wollte mich kaum entfernen;
Möchte gern was Rechts hieraußen lernen.
(Mephistopheles:) Da seid Ihr eben recht am Ort.
Mein teurer Freund, ich rat Euch drum
Zuerst Collegium« Propädeutikum.
»Da wird der Geist Euch wohl dressiert,
In spanische Stiefeln eingeschnürt,
Daß er bedächtiger so fortan
Hinschleiche die Gedankenbahn
Und nicht etwa, die Kreuz und Quer,
Irrlichteliere hin und her.
Dann lehret man Euch manchen Tag,
Daß, was Ihr sonst auf einen Schlag
Getrieben, wie Essen und Trinken frei,«
Selbsterfahrung, Theorie, Supervision »dazu nötig sei.
Der Philosoph, der tritt herein
Und beweist Euch, Es müßt’ so sein:
Das Erst’ wär’ so, das Zweite so,
Und drum das Dritt’ und Vierte so,
Und wenn das Erst’ und Zweit’ nicht wär’,
Das Dritt’ und Viert’ wär’ nimmermehr.
Das preisen die Schüler allerorten,
Sind aber keine« Analytiker »geworden.
Wer will was Lebendigs erkennen und beschreiben,
Sucht erst den Geist herauszutreiben,
Dann hat er die Teile in seiner Hand,
Fehlt leider! nur das geistige Band.
(Schüler:) Kann Euch nicht eben ganz verstehen.
(Mephistopheles:) Das wird nächstens schon besser gehen,
Wenn Ihr lernt alles« diagnostizieren
»Und gehörig« interpretieren,
»(Schüler:) Mir wird von alledem so dumm,
Als ging’ mir ein Mühlrad im Kopf herum.
(Mephistopheles:) Nachher, vor allen andern Sachen,
Müßt Ihr Euch an die« Psychiatrie ‘ran »machen!
Da seht, daß Ihr tiefsinnig faßt,
Was in des Menschen Hirn nicht paßt;
Für was drein geht und nicht drein geht,
Ein prächtig Wort zu Diensten steht.
Doch vorerst dieses halbe Jahr
Nehmt ja der besten Ordnung wahr.
Fünf Stunden habt Ihr jeden Tag;
Seid drinnen mit dem Glockenschlag!
Habt Euch vorher wohl präpariert,
Paragraphos wohl einstudiert,
Damit Ihr nachher besser seht,
Daß er nichts sagt, als was im Buche steht.
Doch wählt mir eine Fakultät!
(Schüler:) Zur« Verhaltenstherapie »kann ich mich nicht bequemen.
(Mephistopheles:) Ich kann es Euch so sehr nicht übelnehmen,
Ich weiß, wie es um diese Lehre steht.
Es erben sich« der Reiz, die Reaktion
»Wie eine ew’ge Krankheit fort,
Sie schleppen von Geschlecht sich zum Geschlechte
Und rücken sacht von Ort zu Ort.
Vernunft wird Unsinn, Wohltat Plage;«
Von der Freiheit, die »mit uns geboren ist,
Von« der »ist leider! nie die Frage.
(Schüler:) Mein Abscheu wird durch Euch vermehrt.
O glücklich der, den Ihr belehrt!
Fast möcht ich nun« systemische Therapie »studieren.
(Mephistopheles:) Ich wünschte nicht, Euch irrezuführen.
Was diese Wissenschaft betrifft —
Es ist so schwer, den falschen Weg zu meiden,
Es liegt in ihr so viel verborgnes Gift,
Und von der Arzenei ist’s kaum zu unterscheiden.
Am besten ist’ auch hier, wenn Ihr nur einen hört
Und auf des Meisters Worte schwört.
Im Ganzen — haltet Euch an Worte!
Dann geht Ihr durch die sichre Pforte
Zum Tempel der Gewißheit ein.
(Schüler:) Doch ein Begriff muß bei dem Worte sein.
(Mephistopheles:) Schon gut! Nur muß man sich nicht allzu ängstlich quälen;
Denn eben wo Begriffe fehlen,
Da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein.
Mit Worten läßt sich trefflich streiten,
Mit Worten ein System bereiten,
An Worte läßt sich trefflich galuben,
Von einem Wort läßt sich kein Jota rauben.
(Schüler:) Verzeiht, ich halt Euch auf mit vielen Fragen,
Allein ich muß Euch noch bemühn« — und wie:
»Wollt Ihr mir von der« Gesprächstherapie
»Nicht auch ein kräftig Wörtchen sagen?
Drei« Variablen »sind eine kurze Zeit,
Und, Gott! das Feld ist gar zu weit.
(Mephistopheles:) Für sich. Ich bin des trocknen Tons nun satt,
Muß wieder recht den« Kongruenten »spielen.
Laut. Der Geist der Medizin ist leicht zu fassen;
Ihr durchstudiert die groß’ und kleine Welt,
Um es am Ende gehn zu lassen,
Wie’s Gott gefällt.
Vergebens, daß Ihr ringsum wissenschaftlich schweift,
Ein jeder lernt nur, was er lernen kann;
Doch der den Augenblick ergreift,
Das ist der rechte Mann.
Ihr seid noch ziemlich wohl gebaut,
An Kühnheit wird’s Euch auch nicht fehlen,
Und wenn Ihr Euch nur selbst vertraut,
Vertrauen Euch die andern Seelen.
Besonders lernt die Weiber führen;
Es ist ihr ewig Weh und Ach
So tausendfach
Aus einem Punkte zu kurieren,
Und wenn Ihr halbweg ehrbar tut,
Dann habt Ihr sie all’ unterm Hut.
Ein Titel muß sie erst vertraulich machen,
Daß Eure Kunst viel Künste übersteigt;
Zum Willkomm tappt Ihr dann nach allen Siebensachen,
Um die ein andrer viele Jahre streicht,
Versteht das Pülslein wohl zu drücken,
Und fasset sie, mit feurig schlauen Blicken,
Wohl um die schlanke Hüfte frei,
Zu sehn, wie fest geschnürt sie sei.
(Schüler:) Das sieht schon besser aus! Man sieht doch, wo und wie.
(Mephistopheles:) Grau, teurer Freund, ist alle Theorie,
Und grün des Lebens goldner Baum.
(Schüler:) Ich schwör Euch zu, mir ist’s als wie ein Traum.
Dürft’ ich Euch wohl ein andermal beschweren,
Von Eurer Weisheit auf den Grund zu hören?
(Mephistopheles:) Was ich vermag, soll gern geschehn.«
Ihr könnt »unmöglich« jetzt schon »gehn.
Ich muß Euch noch« die Honorarnote »überreichen.«

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II. PRAKTIKUM

[Sommernachtstraum]
(Zettel:) »Es kommen Dinge vor in dieser Komödie von Pyramus und Thisbe, die nimmermehr gefallen werden! Erstens: Pyramus muß ein Schwert ziehen, um sich selbst umzubringen, und« mein Schwert »können die Damen nicht vertragen! Ich denke, wir müssen das Totmachen auslassen, bis alles vorüber ist! Nicht ein Tüttelchen: ich habe einen Einfall, der alles gut macht!« Schreiben wir »einen Prolog und« lassen wir »den Prolog verblümt zu verstehen geben, daß wir mit unsern Schwertern keinen Schaden tun wollen; und daß Pyramus nicht wirklich totgemacht wird; und zu mehr besserer Sicherheit« sagen wir »ihnen, daß ich, Pyramus, nicht Pyramus bin, sondern Zettel,« der Schauspieler. — »Werden die Damen nicht auch vor dem Löwen erschrecken? Ich fürcht es. Einen Löwen — Gott behüt uns! — unter Damen zu bringen, ist eine greuliche Geschichte; es gibt kein grausameres Wildbret als so ein Löwe, wenn er lebendig ist. Deshalb muß ein anderer Prologus sagen, daß er kein Löwe ist!« Er muß »sich so oder ungefähr so applizieren: Gnädige Frauen, oder schöne gnädige Frauen, ich wollte wünschen, oder ich wollte ersuchen, oder ich wollte gebeten haben, fürchten sie nichts, zittern sie nicht so; mein Leben für das Ihrige! Wenn Sie dächten, ich käme hierher als ein Löwe« — »nein, ich bin nichts dergleichen. Ich bin ein Mensch wie andre auch. Gut so solls sein.«

Probleme? Hindernisse? Ein bißchen Vorstellungskraft und alle Probleme sind gelöst. Dem Encounter von Pyramus und Thisbe steht nichts mehr im Wege. Die Liebe findet ihren Weg. Und keine Löwenbestie wird sie aufhalten. Die Bestien sind gezähmt. Die Natur ist vertrauenswürdig.

»Der Mensch ist gut, er hat nur viel zu schaffen.« [Grillparzer] Hier kann ich Euch so eine vertrauenwürdige Natur zeigen. Der König Ubu, das ist so einer. Er könnte in Frieden leben, der Arme, wenn da nicht seine ehrgeizige Frau wäre, die ihn aufstachelt. »Warum willst du dich mit dem zufrieden geben, was du hast und der du bist? Sei nicht feig, bring doch den König einfach um und installier deinen Hintern auf dem Thron!«, meint sie, »die Umstände sind günstig, und ich bin dann Königin von Polen.« »Na, gut, meint er, „warum nicht? Warum soll ich mich damit begnügen, daß ich vom Dragonerhauptmann zum Grafen befördert wurde? Es steht ohnehin eine Parade bevor, und da ist die Gelegenheit günstig, den König zu massakrieren. Also, rasch ein paar Gerüchte ausgestreut und ein paar Verbündete gefunden ...«

[König Ubu]
(Vater Ubu:) Kusch! Schreiße! Kusch!, hab ich gesagt. »So, liebe Freunde! Es ist höchste Zeit, den Plan für die Verschwörung zu machen. Jeder soll seine Meinung sagen. Wenn ihr erlaubt, werde ich zuerst meine vortragen. Meiner Ansicht nach ist es das Beste, den König ganz einfach zu vergiften, man braucht nur etwas Arsen in sein Frühstück zu streuen. Wenn er es frißt, fällt er tot um, und ich bin König. Wie? Gefällt euch das nicht? Schade.« Was? »Ihn mit einem gewaltigen Schwerthieb von Kopf bis Fuß spalten«? »Und wenn er euch in den Hintern tritt? Ich entsinne mich ganz gut, daß er bei den Paraden Eisenschuhe anhat, die sehr wehtun. Wenn ich klug wäre, würde ich schnell hingehen und euch verraten. Ich könnte mir denken, daß er mir sogar Geld dafür gibt.« Also »gut, ich werde danach trachten, ihm auf den Fuß zu treten. Er wird zurücktreten, und ich werde zu ihm sagen: Schreiße! Auf dieses Stichwort werdet ihr euch auf ihn werfen. Ja, und sobald er tot ist,« ergreife ich »Szepter und Krone. Wir müssen schwören, uns heldenhaft zu schlagen.« Wir schwören, »den König gut zu ermorden«, und ihr schwört: »Es lebe Vater Ubu!« — Wenzeslaus, komm heraus! Wenzeslaus, komm heraus! Wenzeslaus, komm ...

Er nimmt mit dem König die Parade ab. Ah edler König! Ah, »wir wollen die Truppen inspizieren. Ich komme, mein Herr, ich komme! Ah, das ist das berittene Garderegiment von Danzig. Gut sehen sie aus, diese Burschen, meiner Treu. Da! Schreiße« Er tritt dem König auf den Fuß, ringt ihn nieder und erdrosselt ihn. Dann reißt er die Krone an sich. Ich bin jetzt der König. »Hurra! Ich habe die Krone!« Ich bin der König! Ich bin König! Ich bin König! Ich bin König!

So einfach geht das mit der Macht. Man muß nur wollen und ein paar Zombies, ein paar Verbündete, finden.

Thomas geht ans Theater.

Erster Versuch.

Wien.

Milleniumserprobt mein erstes Schauspielseminar. Im WUK mit Gilbert Price. Er sprach nicht lateinisch, sondern »nur« englisch. Wieder einer, der mich nicht verstanden hat. Wieder das Kommunikationswunder. Ich habe die Grabrede des Mark Anthony gehalten, I, Thomas Schweinschwaller, from the lovely Mostviertel: auf deutsch, intoniert nach einer Schallplattenaufnahme eines berühmten und bewunderten Mimen, Ewald Balser oder so. Ich möchte es auch so können wie er, ich möcht auch so sein wie er, nein: ich kann es noch besser, ich trete an seine Stelle.

Szenenwechsel zum Forum — Romanum. Der Geruch von Macht. Ich wittere instinktiv meine Chance. »Friends, Romans, countrymen, lend me your ears.« [Julius Cäsar]

[Julius Cäsar]
»Begraben will ich Cäsarn, nicht ihn preisen.
Was Menschen Übles tun, das überlebt sie.
Das Gute wird mit ihnen oft begraben
So sei es auch mit Cäsarn! Der edle Brutus
Hat Euch gesagt, daß er voll Herrschsucht war,
Und war er das, so wars ein schwer Vergehen,
Und schwer hat Cäsar auch dafür gebüßt.
Hier, mit des Brutus Willen und der andern
(Denn Brutus ist ein ehrenwerter Mann,
Das sind sie alle, alle ehrenwert),
Komm ich, bei Cäsars Leichenzug zu reden.
Er war mein Freund, war mir gerecht und treu.
Doch Brutus sagt, daß er voll Herrschsucht war,
Und Brutus ist ein ehrenwerter Mann.
Ich will, was Brutus sprach, nicht widerlegen:
Ich spreche hier von dem nur, was ich weiß.
Ihr liebtet all ihn einst nicht ohne Grund —
Was für ein Grund wehrt euch, um ihn zu trauern?
O Urteil, du entflohst zum blöden Vieh,
Der Mensch ward unvernünftig! —
Strebt ich, Herz und Mut in euch
Zur Wut und zur Empörung zu entflammen,
So tät ich Cassius und Brutus unrecht,
Die ihr als ehrenwerte Männer kennt.
Als ehrenwerte Männer, wie sie sind.
Was für Beschwerden sie persönlich führen,
Warum sies taten, ach! das weiß ich nicht.
Doch sind sie weis und ehrenwert und werden
Euch sicherlich mit Gründen Rede stehn.«

Das ist so ein Problem mit den Vätern. Wie man’s macht, ist’s nicht recht. Läßt man sie leben, sind sie dauernd präsent. Bringt man sie um, wird man sie erst recht nicht los. Der süße Geschmack der Macht. Die Bestien haben gute Gründe und sind ehrenwert. O Brutus, du hast doppelt gemoppelt. Keine Bestien, keine Löwen, nur Fink und Frosch.

Zweiter Versuch.

Wien. Reinhardt-Seminar. Aufnahmeprüfung für Regie: Durchgekommen. Gewonnen! 2. Runde: Durchgefallen.

[Wilhelm Busch]
»Im Apfelbaume pfeift der Fink
Sein Pinkepink.
Ein Laubfrosch klettert mühsam nach
Bis unter des Baumes Blätterdach
Und bläht sich auf und quakt: ›Ja, ja!
Herr Nachbar, ich bin auch noch da!‹
Kaum daß der Vogel hoch und süß
Sein Frühlingslied erklingen ließ,
Gleich muß der Frosch in rauhen Tönen
den Schusterbaß dazwischen dröhnen.
›Jucheia, heia!‹, ruft der Fink,
›Fort flieg ich flink!‹
›Wat?‹, ruft der Frosch,
›Dat kann ik och!‹,
Macht einem ungeschickten Satz,
Fällt auf den harten Gartenplatz,
Ist platt, wie man die Kuchen backt,
Und hat für immer ausgequakt.
Wenn einer, der mit Mühe kaum
Geklettert ist auf einen Baum,
Schon meint, daß er ein Vogel wär,
So irrt sich der.«
Wilhelm Busch

Dritter Versuch.

Paris.

Schauspielunterricht. Français maintenant. Dit le professeur après quatre moins: »Je suis sure, que vous avez une place dans le théatre. Mais je vous assure, faitez l´ amour avec une femme. — Du hast einen Platz am Theater. Aber ich bitte dich inständig: Fick!«

»Bon!«, dachte ich. »Aha!«

Nur — »wie fangen wir das an?« [Faust I] Wer konnte mir dabei helfen? Mit wem mich zusammentun? Wem verkaufe ich da meine Seele?

Spielt sich als Ausbildungswerber in einem Vorstellungsgespräch für eine Psychotherapieausbildung.

»Guten Tag. Ja, also ... ich wollte bei Ihnen eine Psychotherapieausbildung machen, weil ... also ich hab mir das schon genu überlegt ... und ich hab jetzt da schon viel Seminare auch mit anderen Methoden ... also viel Selbsterfahrung ... aber die hat mir ... also ich möcht mich da jetzt bei Ihnen vorstellen ... und ... ich merk schon, daß ich da jetzt unsicher bin ... und ich merk das jetzt auch ... aber ich habe immer schon gern geholfen ... und ... Und überhaupt.«

[Faust I]
»(Mephistopheles:) Hör auf, mit deinem Gram zu spielen,
Der wie ein Geier dir am Leben frißt;
Die schlechteste Gesellschaft läßt dich fühlen,
Daß du ein Mensch mit Menschen bist.
Doch willst du mit mir vereint
Deine Schritte durchs Leben nehmen,
So will ich mich gern bequemen,
Dein zu sein, auf der Stelle.
Ich bin dein Geselle,
Und mach ich Dir’s recht,
Bin ich dein Diener, bin dein Knecht!
(Faust:) Und was soll ich dagegen dir erfüllen?
(Mephistopheles:) Ich will mich hier zu deinem Dienst verbinden,
Auf deinen Wink nicht rasten und nicht ruhn;
Wenn wir uns« später »wiederfinden,,
So sollst du mir das gleiche tun.
(Faust:) Das« Später »kann mich wenig kümmern;
Schlägst du erst diese Welt zu Trümmern,
Die andre mag darnach entstehn.
Aus dieser Erde quillen meine Freuden,
Und diese Sonne scheinet meinen Leiden;
Kann ich mich erst von ihnen scheiden,
Dann mag, was will und kann, geschehn.
(Mephistopheles:) In diesem Sinne kannst du’s wagen.
Verbinde dich; du sollst in diesen Tagen
Mit Freuden meine Künste sehn,
Ich gebe dir, was noch kein Mensch gesehn.
(Faust:) Hast du Speise, die nicht sättigt, hast
Du rotes Gold, das ohne Rast,
Quecksilber gleich, dir in der Hand zerrinnt,
Ein Spiel, bei dem man nie gewinnt,
Ein Mädchen, das an meiner Brust
Mit Äugeln schon dem Nachbar sich verbindet,
Der Ehre schöne Götterlust,
Die wie ein Meteor verschwindet.
Zeig mir die Frucht, die fault, eh’ man sie bricht,
Und Bäume, die sich täglich neu begrünen!
(Mephistopheles:) Ein solcher Auftrag schreckt mich nicht,
Mit solchen Schätzen kann ich dienen.
Doch, guter Freund, die Zeit kommt auch heran,
Wo wir was Guts in Ruhe schmausen mögen.
(Faust:) Werd ich beruhigt je mich auf ein Faulbett legen,
So sei es gleich um mich getan!
Kannst du mich schmeichelnd je belügen,
Daß ich mir selbst gefallen mag,
Kannst du mich mit Genuß betrügen:
Das sei für mich der letzte Tag!
Die Wette biet ich!
(Mephistopheles:) Topp!
(Faust:) Und Schlag auf Schlag!
Werd’ ich zum Augenblicke sagen:
Verweile doch! du bist so schön!
Dann magst du mich in Fesseln schlagen,
Dann will ich gern zugrunde gehn!
Dann bist du deines Dienstes frei,
Es sei die Zeit für mich vorbei!
(Mephistopheles:) Bedenk es wohl, wir werden’s nicht vergessen.«

Darauf also kam es an: Auf das Hier und Jetzt. »Werd’ ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! du bist so schön! ...« Immer im Augenblick, in der Gegenwart. Präsenz, Gegenwärtigkeit. Kairos.

Schnitt.

Einberufungsbefehl.

St. Pölten.

Mit zwei anderen Grundwehrdienern eine Brechtcollage. Aufgeführt am Landeshauptstadtfest. Großer Erfolg.

[Brecht]
»Ich, Bertolt Brecht, bin aus den schwarzen Wäldern.
Meine Mutter trug mich in die Städte hinein
Als ich in ihrem Leibe lag. Und die Kälte der Wälder
Wird in mir bis zu meinem Absterben sein.

In der Asphaltstadt bin ich daheim. Von allem Anfang
Versehen mit jedem Sterbsakrament:
Mit Zeitungen. Und Tabak. Und Branntwein.
Mißtrauisch und faul und zufrieden am End.

Ich bin zu den Leuten freundlich.
Ich setze einen steifen Hut auf nach ihrem Brauch.
Ich sage, es sind ganz besonders riechende Tiere
Und ich sage: Es macht nichts, ich bin es auch.

In meine leeren Schaukelstühle vormittags
Setze ich mir mitunter ein paar Frauen
Und ich betrachte sie sorglos und sage ihnen:
In mir habt ihr einen, auf den könnt ihr nicht bauen.

Gegen Abend versammle ich um mich Männer.
Wir reden uns da mit ›Gentlemen‹ an.
Sie haben ihre Füße auf meinen Tischen
Und sagen: Es wird besser mit uns. Und ich frage nicht: Wann?

Gegen Morgen in der grauen Frühe pissen die Tannen
Und ihr Ungeziefer, die Vögel, fängt an zu schrein.«

In dieser Zeit erkannte ich, daß ich auf Kriegsfuß mit meinem Körper stand. Denn dieser war sehr gehemmt — im Gegensatz zu mir.

Zeigt es. Der Körper. Der Körper liegt am Boden Der Kriegsfuß. Er stellt den Kriegsfuß auf den Körper.

Mein Körper rächte sich auf alle nur erdenkliche Weise dafür, daß ich so von ihm dachte. Er schlug mich mit Ausschlägen, fuhr mir in die Knochen, fühlte mir auf den Zahn, magerlte mich, lief mir über die Leber, ging mir auf die Nieren und auf die Nerven und ließ die Galle hochkommen. Mir blieb die Luft weg, und ich riß mich zusammen. Im wahrsten Sinn des Wortes.

[Turrini]
»Wie lange noch
werde ich alles hinunterschlucken
und so tun
als sei nichts gewesen?

Wie lange noch
werde ich auf alle eingehen
und mich selbst
mit freundlicher Miene
vergessen?

Wie lange
müssen sie mich noch schlagen
bis dieses lächerliche Grinsen
aus meinem Gesicht fällt?

Wie lange noch
müssen sie mir ins Gesicht spucken
bis ich mein wahres
zeige?

Wie lange
kann ein Mensch
sich selbst nicht lieben?

Es ist so schwer
die Wahrheit zusagen
wenn man gelernt hat
mit der Freundlichkeit
zu überleben.«

Ich hatte mich zwischenzeitlich auftragsgemäß beweibt. Die Aktualisierungstendenz hatte von mir Besitz ergriffen und der Kongruenz zwischen organismischer Erfahrung und Selbst stand nicht mehr viel im Weg. Ein wahrer Hexentanz.

[Faust I]
»(Hexen:) Die Hexen zu dem Brocken ziehn,
Die Stoppel ist gelb, die Saat ist grün.
Dort sammelt sich der große Hauf’,
Herr Urian sitzt oben auf.
So geht es über Stein und Stock,
Es farzt die Hexe, es stinkt der Bock.
Es trägt der Besen, trägt der Stock,
Die Gabel trägt, es trägt der Bock;
Wer heute sich nicht heben kann,
Ist ewig ein verlorner Mann.«

Filmversuche. Ideen. Texte erarbeiten mit anderen. Texte erarbeiten für andere? Theater? Ganz oder gar nicht. Dann der entscheidende Gedanke: Schluß mit dem Theater. Endgültig. Ich will sozial tätig werden und Psychologie studieren. Ich werde anderen helfen.

Da, ein Angebot von einer Bühne, sogar mit einem Vertrag. 4 Stücke in 2 Monaten. Mit Pönale und so.

»Topp.
Und Schlag auf Schlag.« [Faust I]

Die Alternative: Frau oder Theater?
Lust oder Arbeit?
»Aufrichtig, möchte schon wieder fort.« [Faust I]

Ich wählte die Pönale und die Psychologie.

[Faust I]
»(Faust:) Nur keine Furcht, daß ich dies Bündnis breche!
Das Streben meiner ganzen Kraft
Ist grade das, was ich verspreche.
Da mag denn Schmerz und Genuß,
Gelingen und Verdruß
Miteinander wechseln, wie es kann;
Nur rastlos betätigt sich der Mann.
(Mephistopheles:) Euch ist kein Maß und Ziel gesetzt.
Beliebt’s Euch, überall zu naschen,
Im Fliehen etwas zu erhaschen,
Bekomm Euch wohl, was Euch ergetzt.
Nur greift mir zu und seid nicht blöde!
(Faust:) Du hörest ja, von Freud’ ist nicht die Rede.
Dem Taumel weih ich mich, dem schmerzlichsten Genuß,
Verliebtem Haß, erquickendem Verdruß.
Mein Busen, der vom Wissensdrang geheilt ist,
Soll keinen Schmerzen künftig sich verschließen,
Und was der ganzen Menschheit zugeteilt ist,
Will ich in meinem innern Selbst genießen,
Mit meinem Geist das Höchst’ und Tiefste greifen,
Ihr Wohl und Weh auf meinen Busen häufen,
Und so mein eigen Selbst zu ihrem Selbst erweitern,
Und, wie sie selbst, am End’ auch ich zerscheitern.
(Mephistopheles:) Mein guter Herr, Ihr seht die Sachen,
Wie man die Sachen eben sieht,
Wir müssen das gescheiter machen,
Eh’ uns des Lebens Freude flieht.
Was Henker! freilich Händ’ und Füße
Und Kopf und Hintern, die sind dein;
Doch alles, was ich frisch genieße,
Ist das drum weniger mein?
(Faust:) Wohin soll es nun gehn?
(Mephistopheles:) Wohin es dir gefällt.
Wir sehn die kleine, dann die große Welt.
Mit welcher Freude, welchem Nutzen
Wirst du den Cursum durchschmarutzen!
(Faust:) Es wird mir der Versuch nicht glücken;
Ich wußte nie mich in die Welt zu schicken.
Vor andern fühl ich mich so klein:
Ich werde stets verlegen sein.
(Mephistopheles:) Mein guter Freund, das wird sich alles geben;
Sobald du dir vertraust, sobald weißt du zu leben.
Und sind wir leicht, so geht es schnell hinauf;
Ich gratuliere dir zum neuen Lebenslauf!«

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III. FACHSPEZIFIKUM

[Sommernachtstraum]
»(Prolog:) Wenn wir mißfallen tun, so ist’s mit gutem Willen;
Der Vorsatz bleibt doch gut, wenn wir ihn nicht erfüllen.
Zu zeigen unsre Pflicht durch dieses kurze Spiel,
Das ist der wahre Zweck von unserm End und Ziel.
Erwäget also denn, warum wir kommen sein:
Wir kommen nicht, als sollt Ihr Euch daran ergötzen;
Die wahre Absicht ist — zu Eurer Lust allein
Sind wir nicht hier! —, daß wir in Reu und Leid Euch setzen!
Die Spieler sind bereit; wenn Ihr sie werdet sehen,
Versteht Ihr alles schon, was Ihr nur wollt verstehen.
Was noch zu sagen ist, das wird — glaubt mir fürwahr! —
Euch Mondschein, Wand und Löw und das verliebte Paar
Der Läng und Breite nach, solang sie hier verweilen,
Erzählen, wenn Ihr wollt, in wohlgereimten Zeilen.«

Das Stück von der Begegnung der Liebenden. A love encounter, by William Shakespeare. Noch sind wir nicht soweit, ich muß sie noch um Geduld bitten. An der Begegnung wird noch gearbeitet. Die handelnden Personen befinden sich noch in Ausbildung.

Endgültiger Eintritt Psychoszene.
Was noch zu sagen ist? Schluß mit dem Theater. Nie wieder Theater spielen, nur mehr sein.
Statt »Hast du dieses oder jenes Stück gesehen?« nun die Frage »Wie geht es dir?«
Nach der kleinen nun die große Welt. Vom Propädeutikum ins Fachspezifikum. Von der Selbstverwirklichung zur Begegnung.

Neue Fremdsprachen. Kommunikation ist alles. Alles ist Kommunikation. Ich kommuniziere. Du exkommunizierst mich. Er kommuniziert mit ihr. Sie kommuniziert mit ihm. Es bleibt mir nichts erspart. Wir werden kommunizieren. Habt ihr diese Kommunikationsandrohung gehört? Sie haben kommuniziert — selber schuld, jetzt haben sie’s.

Ich belege alles: Ethik, Menschenbild, humanistisches Paradigma. Theorie, Supervision und vor allem:
Selbsterfahrung.

Eine Gestaltgruppe. Nonverbale Kommunikation. Auf der Suche nach meiner Gestalt. Ich gestalte ein Bild und soll es den anderen vorstellen, das Verbalisieren des Symbolisierten. Ich warte, bis ich der Letzte an der Reihe bin. Endlich einmal nicht auffallen, endlich einmal nicht jemand Besonderer sein wollen. Kommentar des Gruppenleiters: „Der letzte Platz ist ein besonderer, denn da kommt niemand mehr nach dir." Ich schätze diesen zurückhaltenden Stil der Gestalttherapeuten, diese Unaufdringlichkeit, diese Interpretationsabstinenz, diese Freiraum schaffende Zurückhaltung, die einen nie beschämt zurückläßt.

Statt »Ich möchte euch verstehen und gut mit euch auskommen, denn ich bin so nett«, habe ich nun gelernt: »Ich bin, wer ich bin, und das kann ich auch ohne euch sein.« Ätsch! Selbstverwirklichung.

Selbstverwirklichung, welche Drohung!

[Bernhard]
»Selbstverwirklichung
was für ein scheußliches Wort
überall dieses widerliche Wort
Selbstverwirklichung
es gibt nichts Abstoßenderes
es gibt nichts Dümmeres
es heißt gar nichts
das Wort Selbstverwirklichung
aber alle plappern es nach
gleich was und wer einer ist
er ist ja verwirklicht
und er ist er selbst
und alle gebrauchen es fortwährend
es gibt kein unsinnigeres und kein abstoßenderes Wort
als das Wort Selbstverwirklichung«

Wieder eine Psychogruppe, diesmal analytisch. Die Segnungen der Abstinenz. Der große Freiraum für Übertragungen aller Art.

[Turrini]
Ich reiße
an meinen Haaren
und fordere den Psychiater auf
sich zu mir
ins Bett zu legen.

Er behält seine amtliche Miene
und zieht
an seiner Pfeife.

Ich werde
meine Selbstzerstörung
solange steigern
bis er endlich
reagiert.

Thommy wird zu Thomas. Thomas gelingt, was er sich vornimmt. Zunächst seinen Körper. Den hab ich mir vorgenommen. Und ich hab ihn hergenommen. Und er hat 30 Kilo abgenommen; nein: ich hab ihm 30 Kilo abgenommen. Na, dem hab ich’s gezeigt.

Leidenschaft. Lust. Neue Schaffenskraft. Power.

Nächste Rolle — diesmal ohne Möglichkeit, aus dem Vertrag auszusteigen: Vater. Physisch. Echt. Echt stark.

Nächste Gruppe: Personzentriert. Body Encounter. Ich bleibe dran, am Körper, an mir. Denn inzwischen »habe ich nicht nur einen Körper«, sondern »ich bin mein Leib«. Keine Ablenkung durch Theater oder so. Das Theater ist passé. Wahrscheinlich ein notwendiger Schritt zur Begegnungsfähigkeit. Aber den hab ich hinter mir. Es gilt, in der Gegenwart zu Leben. Im Augenblick.

Augenblick, was sagt er? Er meint im Ernst, ich soll Theater spielen. Aber wir sind doch in einer – wie heißt das? Body und so. Encounter. Egal. Theaterspielen in einer Psychogruppe! Bloß weil da noch ein Schauspieler ist und weil wir uns nicht leiden können. Tolle Idee, haha. Was sollen wir? Wir sollen einander nachmachen? Ja, ist der verrückt geworden, der Regiss–, der Gruppenlei–, dingsbums, –facili... und so! Den soll ich nachmachen? Wozu denn? Und mir gefallen lassen, wie der mich nachäfft?

Zeigt beides, überzeichnet.

Ich als er:
Ich weiß gar nicht, was ich da tun soll. Und du, du regst mich auf. Na, is das anstrengend. Das ist ungut. Das is überhaupt net meine Geschicht. Ich hol mir jetzt ein’ Wein. Pah, das ist fad, das ist anstrengend. Du bist anstrengend. Na, i waß gar net, was i da tun soll. Da is nix drin für mich. Und überhaupt.

Er als ich:
Und ich hab sie so geliebt, ich werd sie nie wieder sehen. Mir geht’s ja so schlecht. Danke, daß ich mich da anlehnen darf. Ah, ah, ah. Ja, ich will mit dir kämpfen. Jetzt, gleich, sofort. Aber, wenn es jetzt nicht paßt für dich, ist es auch ok. Komm, geben wir uns die Hand. Na, ich halt das da nicht aus. Na, des ist irgendwie total deppert, wie du das sagst. Und das ist überhaupt net das, was i mir erwart von einer Gruppe. Und überhaupt.

Und jetzt auch noch Applaus des Publi..., der Gruppenmitglieder. Peinlich. Peinlich? Scheiße, da war sie wieder, diese Lust. Wie ein Steifer am Morgen. Ohne daß man den konkreten Anlaß kennt. Einfach biologisch bedingt. Thomas, Thomas. Bleib standhaft. Und überhaupt.

[Guardini]
»Begegnen heißt Betroffenwerden vom Wesen des Gegenüberstehenden. Begegnung ist also mehr als das Antreffen oder Entgegennehmen, es ist ein Zusammentreffen mit der Wirklichkeit eines Andern. Dazu ist eine nicht zielbestimmte Offenheit, ein Abstand, der Staunen macht, unbedingte Voraussetzung. Eine solche Beziehung kann nicht gemacht werden, sie ist ein Ergriffenwerden und ein Ergreifen zugleich. Es wird gleichzeitig die Verwandtschaft und die Fremdheit erfahrbar. Begegnung ist ein Abenteuer, das einen schöpferischen Keim, den Durchbruch zu Neuem, in sich enthält. Im Wagnis, auf den Anderen hin sich loszulassen, ‘nach vornhin’ von sich wegzugehen, und der dabei gewonnenen Erfahrung, auf sich selbst von anderswoher wieder neu zu stoßen, liegt der dialektische Charakter der Begegnung: Nur wer sein Selbst los läßt, wird es neu finden — so geschieht Selbstverwirklichung.«

Jetzt macht er auch noch Theaterworkshops. Ich bin ja nicht paranoid; aber das macht er sicher meinetwegen, um mich zu ärgern. »Theaterspiel als Befreiung von der konventionellen Schauspielerei des Lebens.« Als ob ich das nötig hätte. So ein blöder Titel. Und noch dazu weder lateinisch, noch englisch, noch französisch. Na, ich schau ja nur zur Vorbesprechung, damit ist ja noch keine Verpflichtung verbunden. Nur einmal schauen.

So ein verrücktes Konzept. Theaterspielen und Selbsterfahrung.

Liest aus der Seminarankündigung.

[APG–Programm]
»Der Kern des Theaters ist eine Begegnung zwischen schöpferischen Menschen.«
[Grotowski] »Von seinem Ursprung her hat Theater mit Selbsterfahrung und Heilung zu tun.« Aha, ich hab’s ja immer gewußt. »Im Lernen durch das gemeinsame Spiel liegt ein unausgeschöpftes Potential zur Emanzipation. [... Dabei] ergibt sich die Möglichkeit, [...] in andre als die gewohnten Rollen zu schlüpfen, bislang verborgene Seiten der eigenen Person darzustellen und zu entwickeln.«

Aha, na gut. Also ich nehme es als Psychogruppe. Nur zur Selbsterfahrung und zwecks Encounter.

Improvisation. Erste selbstgewählte Rolle: Ein stummer Indianer. Ohne Worte — aber nicht ohne Lust. Ich schlachte einen Büffel. Mein eiserner Vorsatz: Mich nur ja nicht wichtig machen, nicht auffallen. Wir sind ja auf einem Psychoseminar. Nur Beziehung aufnehmen und so. Am Schluß war ich der Held, der eine entführte Squaw rettete. Hauptsache, ich bin nicht aufgefallen.

Wir spielen Auditions. Das ist das Auswahlseminar beim Theater. Zwecks Eignungsfeststellung. Es ist ganz einfach. Man weiß nicht, worauf sie schauen, wonach sie beurteilen, worauf es ankommt, aber man soll ganz locker sein, echt, kongruent, wahrhaftig, authentisch, offen, transparent, sicher (aber nicht zu viel), einfühlsam, akzeptierend, flexibel, stabil und überhaupt nicht erfolgsgeil. Man spielt, daß man spielt, nicht so, wie man etwas vormacht, sondern, wie man etwas vorspielt; man spielt vor, wie man spielt, wenn man wirklich spielt. Also so echt wie nur. Wie nur? Also etwa so: Man ist nervös, das soll man nicht verbergen, auch nicht überspielen, sondern man soll damit ganz natürlich umgehen, spielerisch. Spielerisch nervös sozusagen, total ehrlich, irre offen, ultramegakongruent. Das Publikum, dem ich gefallen soll, sind die künftigen Ausbilder. So ganz ohne Bewertung und immer locker, immer locker. Und nur ja nicht über drüber, sonst bist du unten durch. Alles klar?

Also nicht wirkliche Auditions, wir spielen sie nur. Wir spielen Vorspielen.

[Faust I]
»Ihm hat das Schicksal einen Geist gegeben,
Der ungebändigt immer vorwärts dringt,
Und dessen übereiltes Streben
Der Erde Freuden überspringt.
Den schlepp ich durch das wilde Leben,
Durch flache Unbedeutenheit,
Er soll mir zappeln, starren, kleben,
Und seiner Unersättlichkeit
Soll Speis’ und Trank vor gier’gen Lippen schweben;
Er wird Erquickung sich umsonst erflehn,
Und hätt’ er sich auch nicht dem Teufel übergeben,
Er müßte doch zugrunde gehn!«

Nächster Morgen. Wieder der St... — na, Sie wissen schon. Echt sein heißt ja nicht, daß man alles sagen muß. Wichtig ist die innere Offenheit und die Freiheit der Entscheidung, was man sagt und was man für sich behält.

Dann Szenen aus dem »Ubu«, »König Ubu« von Alfred Jarry, Paradestück absurden Theaters. Den Ubu kennen wir schon, das ist der mit »Schreiße«, »merdre« im Original — und ein ungaublicher Skandal in Frankreich vor hundert Jahren, auch nur eine Andeutung dieses unaussprechlichen Wortes auf der Bühne zu bringen. Also gerade recht für unseren Regisseur.

Ich, Thomas, das Königskind. Gfrastislaus, Sohn des Wenzeslaus. Mein Bruder, der Doktor aus Kärnten.

[König Ubu]

Zeigt — ohne Worte — die Szene der spielenden und streitenden Königskinder, Ladislaus und Boleslav.

Mehr Zurückhaltung, bitte, mehr selektive Authentizität, muß ja nicht jeder merken, wie ich ausflippe innerlich.

»Wenn ich Dich da so arbeiten sehe, so würde ich gern das Gleiche tun.« Hab ich den Satz gesagt? Hab ich ihn nur gedacht? Ergebnis: »Na, was is? Mach ma das nächste Theaterworkshop mitanander?« Eine Einladung, Co–Leiter beim nächsten Workshop zu sein! Diese Ehre. Diese Ehre. Leise. »Also, das war ja das Mindeste, daß er mir dieses Angebot macht. Schließlich war ich ja mit Abstand der Beste. Und was sein jetziger Co–Leiter da macht, das kann ich mit links. Und schließlich, wozu beschäftigt man sich denn mit Theaterpädagogik. Also, wieviel Honorar schaut dabei heraus für mich?« Laut. »Also, ich weiß nicht, ich glaube, dazu hab ich zu wenig Erfahrung. Und bin ich dafür überhaupt qualifiziert? Glaubst du, daß ich das kann? Ja?«

Omnipotenzphantasien. Minderwertigkeitsanfälle.

Eine neue Rolle. Nun selbst eine spielende Autorität. Gruppenleiten heißt, so lernte ich da: Einspringen. Improvisieren und eine Rolle spielen, wenn jemand fehlt. Aha.

Schauspielender Workshop–Leiter. Mitplanen, vorbesprechen, nachbesprechen. Übers Theater reden, übers Gruppenleiten. Selbsterfahrung, Supervision, Theorie, Praxis, alles in einem.

Bretterhausprobenraum. Wienerwaldschnitzelsemmel. Kokskaufeneinheizen. EingefroreneHäuslnqualmendeKohlenöfenohrendemolierendeAkustikunbeschreiblicheAtmosphäre.

Theater!

Und ich kann alles, alles, alles.

William Shakespeare, die Rüpelszenen aus dem Sommernachsttraum, der Adel inklusive, in Ausschnitten in Szene gesetzt, probiert und aufgeführt von Thomas Schweinschwaller, Leiter eines Theaterworkshops mit dem Titel »Theaterspiel als Befreiung von der konventionellen Schauspielerei des Lebens« — und mit einigen anderen in den Nebenrollen. Welche Rolle nehme ich mir? Also, da mach ich Regie, da spiele ich den und den muß ich auch spielen. Und da muß ich unbedingt das Inszenierungskonzept ändern. Und dort muß ich ihnen das noch vorzeigen. Und. Also gut, ich beschränke mich auf den Zettel. Auch nicht? Wieso? Weil die Leute selbst spielen sollen? Pah! Also, ich könnt zeigen, wie das ...

»Sommernachtstraum.« Zettel. Leider darf ich keine Rolle haben, sondern muß einspringen. Dabei hätt ich den Zettel so toll interpretiert, improvisiert, inszeniert und — »ach so, du hast die Seite verwechselt, hier sind wir. Na, wart, wir gehen das nocheinmal durch miteinander. Ja, du machst es gut, nein, toll, trau dich nur.«

Jetzt wird’s ernst. Was will er machen, der Verrückte? Ich hasse es, wieso traut sich der einfach so, einen Gedanken umzusetzen. Einfach so: »Ich habe mir gedacht ..., wir könnten einmal ..., bei einem Seminar zum Thema Sadomasochismus, das im nächsten Semester stattfindet, weil die Perversionen haben wir schon im letzten Semester ... und jetzt ..., wir könnten einen Ausschnitt aus einem Stück zum Thema vorführen. Das sagt vielleicht mehr als tausend Worte.« Und ob! Leise. »Na klar mach ich mit, das ist ja irre, das wollt ich schon immer. Was immer das heißt: Sadomasochismusseminar. Klingt jedenfalls spannend. Schauspielen!, richtig!, und vor Publikum!« Laut: »Naja. Also ich muß das noch mit meiner Familie abklären. Und ich weiß nicht, wieviel Zeit wird das in Anspruch nehmen? Na gut, ich werd einmal drüber nachdenken. Ich geb dir dann Bescheid.«

»Die Zofen« von Jean Genet. Zwei Schwestern, die die Unterdrückung durch ihre Herrin nicht mehr anders ertragen, als daß sie ins Rollenspielen flüchten und sich im Ritual das antun, was sie gern ihrer Herrin antun würden. Schon wieder ein Spiel im Spiel. Und natürlich ein gefundenes Fressen für einen geborenen Masochisten. Und meine Freundin muß sich das anschauen.

»Werd ich genügen? Ihm? Ihr? Mir?« Lustangst. Angstlust. Sex und Macht und Kunst und ... »Greif nur hinein ins volle Menschenleben. Und wo man’s packt, da wird es interessant.« [Faust I]

Probenarbeit mit Michael. Der sagt immer »stimmig«. Ich spiele stimmig. Er spielt stimmig. Die Proben verlaufen stimmig. Stimmt.

Das Seminar. Die Aufführung. Es kommt total an. Aus einer Einmalaktion wird eine richtige Inszenierung. Mit allen Nuancen und Feinheiten.

Die Zofen — ein Encounter der dritten Art.

[Genet]

»(Solange): Die gnädige Frau sieht verboten aus. Ihr Gesicht verfällt. Möchten Sie einen Spiegel?
(Claire): Ich sehe noch schöner aus darin. Die Gefahr umgibt mich mit ihrem Heiligenschein, und du bis nichts als höllische ...
(Solange): ... Finsternis! Ich weiß. Ich kenne die Stelle. Ich kann auf Ihrem Gesicht lesen, was ich antworten soll. Diesmal werde ich bis ans Ende gehen. Die beiden Zofen sind da — die ergebenen Dienerinnen. Werden Sie noch schöner, um sie zu verachten. Wir fürchten Sie nicht mehr. Wir sind eingehüllt und verschmolzen in unsere Ausdünstungen, unser Gepränge, unseren Haß auf Sie. Wir nehmen Gestalt an, gnädige Frau. Lachen Sie nicht. Lachen Sie ja nicht über meine Großspurigkeit... [...] Zu Diensten, gnädige Frau. Ich gehe in meine Küche zurück. Dort finde ich meine Handschuhe wieder, und den Geruch meiner Zähne. Das schweigende Rülpsen des Ausgusses. Sie haben Ihre Blumen, und ich habe meinen Ausguß. Ich bin das Dienstmädchen. Sie wenigstens können mich nicht beschmutzen. Aber im Paradies werden Sie nicht mehr über mir stehen. Eher folge ich Ihnen dorthin, als daß ich meinen Haß an der Pforte zurücklasse. Lachen Sie ein bißchen, lachen Sie und beten Sie. Schnell, ganz schnell! Sie haben ausgespielt, meine Teuerste! Herunter die Pfoten, zeigen Sie Ihren zerbrechlichen Hals. Nicht zittern, nicht mit den Zähnen klappern. Ich arbeite schnell und lautlos. Ja, ich werde in meine Küche zurückgehen — aber erst bringe ich meine Arbeit hier zu Ende.

Was ist das? Theater? Therapie? Schauspiel? Ritual? Psychodrama? Ausbildung? Begegnung? »Ich weiß, ich kenne die Stelle auswendig. Ich kann auf Ihrem Gesicht lesen, was ich antworten soll.« Wia im richtigen Leb’n ...

Nicht nur ich hab Lunte gerochen. Ergebnis des letzten Theaterworkshops: Die Leute wollen »richtiges Theater« machen. Mit Publikum und so, und wirklich Text lernen, und so, und die ganze Arbeit drumherum, und so, und jede Woche mindestens eine Probe, und vor der Aufführung viel mehr. Ich durfte sogar Sekundärliteratur recherchieren und einheizen. Den ganzen »Ubu« aufführen? In der Wiener Fassung von H. C. Artmann? Übereinstimmung über das Regiekonzept. Die Bühne wird gesprengt. Zuschauer und Schauspieler sind in einem Raum und werden durch denselben gejagt. Dank meiner hervorragenden Führungsarbeit sagten so viele Leute ab, daß das Theaterprojekt nicht weiter verfolgt wurde. Es hätte heute gespielt werden sollen, aber leider Gott sei Dank ist es aus technischen Gründen und durch menschliches Versagen ... Also, man kann nicht mit fünf Leuten ein Stück aufführen, das 27 Personen benötigt. Absage. Schade. Vielleicht ein andermal.

Eine steile Karriere. Schauspieler, Regisseur, Leiter von Theaterworkshops. Meine didaktischen Fähigkeiten werden geschätzt. Man bezahlt mich jetzt für das, was mir Spaß macht.

Also auf ins Fachspezifikum. Und dann ein Zertifikat. Und dann eine therapeutische Existenz. Und dann ...

Ich blicke voraus.

Spielt sich als Ausbilderbewerber beim Verfassen eines Bewerbungsschreibens als Psychotherapieausbilder.

»... habe ich mich stets mit den Zielen des Vereins identifiziert und meine aufgrund der oben angeführten Daten und der beiliegenden Unterlagen für die ausgeschriebene Ausbilderstelle qualifiziert zu sein, für die ich mich hiemit bewerbe. Mit freundlichen Grüßen. P. S.: Und überhaupt.«

Und nachher? Vielleicht Ausbilder für eine Ausbilderausbildung? Und dann? und nachher?

[Faust II]
»Ich bin nur durch die Welt gerannt;
Ein jed Gelüst ergriff ich bei den Haaren,
Was nicht genügte, ließ ich fahren,
Was mir entwischte, ließ ich ziehn.
Ich habe nur begehrt und nur vollbracht
Und abermals gewünscht und so mit Macht
Mein Leben durchgestürmt; erst groß und mächtig,
Nun aber geht es weise, geht bedächtig.
Der Erdenkreis ist mir genug bekannt.
Nach drüben ist die Aussicht uns verrannt.
Die Nacht scheint tiefer tief hereinzudringen,
Allein im Innern leuchtet helles Licht;
Was ich gedacht, ich eil es zu vollbringen;
Daß sich das größte Werk vollende,
Genügt ein Geist für tausend Hände.
Das Letzte wär’ das Höchsterrungene.
Eröffn’ ich Räume vielen Millionen,
Nicht sicher zwar, doch tätig–frei zu wohnen:
Ja! Diesem Sinne bin ich ganz ergeben,
Das ist der Weisheit letzter Schluß:
Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben,
Der täglich sie erobern muß.
Und so verbringt, umrungen von Gefahr,
Hier Kindheit, Mann und Greis sein tüchtig Jahr.
Solch ein Gewimmel möchte ich sehn,
Auf freiem Grund mit freiem Volke stehen.
Zum Augenblicke dürft’ ich sagen:
Verweile doch, du bist so schön!
Es kann die Spur von meinen Erdetagen
Nicht in Äonen untergehn. —
Im Vorgefühl von solchem hohen Glück
genieß ich jetzt den höchsten Augenblick.«

Neues Angebot. »Aber es wär doch schad, wenn jetzt bei diesem Workshop gar kein Theater ... Spielen wir statt dessen ein Stück, das mit dem Thema zu tun hat.« In Ermangelung des Originalschauspielers, der inzwischen zu Höherem aufgerückt ist... Ehre, o welche Ehre, daß ich hier vor Ihnen...

Dabei wollte ich doch nie wieder spielen. Aber »das Persönlichste ist das Allgemeinste« [Rogers]. Na bitte.

Ich komme also nicht los vom Theater, wie ich von mir nicht loskomme. Ich kann nicht aus meiner Haut fahren und nicht aus meinem Selbst. Wer befreit mich von mir und von meinem Drang zur Verwirklichung?

Ich habe zurückgeblickt und vorausgeblickt. Und jetzt steh ich da. Jetzt. Da. In der Gegenwart. Jetzt steh ich da und scheiß mich an, weil ich verabsäumt habe, rechtzeitig aus dem Vertrag auszusteigen, mit dem Theater aufzuhören.. Keine Pönale kann mich von mir selbst befreien. Ich stehe hier vor Ihnen und schaue Ihnen ins Gesicht. Hier und Jetzt. Gegenwärtig, präsent, im Augenblick. Face to face. Der Text aus der Lebensgeschichte ist erschöpft. Jetzt gilt nur mehr, was jetzt ist.

Apropos Text. Text ist auch keiner mehr da. Ab nun heißt’s improvisieren. Jetzt kann ich mir gar noch selbst einen ausdenken. Aber ich bin doch als Schauspieler engagiert. Ich protestiere.

Kann mir jemand weiterhelfen? Sie sind doch lauter Profis, die sich in solchen Situationen nicht aus der Ruhe bringen lassen. Ich brauche Krisenintervention. Darf ich wenigstens auf Mitleid hoffen, auch wenn ich’s mit lauter Profis zu tun habe? Oder wenigstens Mitgefühl? Wie soll ich weitermachen? Aus, ich gehe. — Ach, das kann ich wieder nicht, einfach abhauen. Das würd ich mir doch nie verzeihen. — Also, jetzt wird’s ja peinlich, dieses Schweigen. — Ja, also wie geht’s euch? Was habt ihr für Gefühle? Möchte vielleicht jemand anderer etwas sagen? Hat jemand eine Idee? — Ich denke, wir sollten ganz bei unseren Gefühlen bleiben. Jeder soll einmal bei sich selbst nachspüren, was da so ist. Vielleicht sollten wir ein bißchen Focusing machen? Oder eine Blitzlichtrunde? Oder vielleicht hat einer der Ausbilder eine Idee? Was macht man in einer solchen Situation? Na, echt!? — Oder wir schauen einfach, was kommt... und vertrauen auf die Weisheit der Gruppe...

Ja, wenn wir im Theater wären. Im Theater gibt’s da einen Trick., Gott sei Dank. Wenn nix mehr geht und sich alle nur mehr anschauen und an sich runterschauen und nicht mehr wissen, wohin schauen, dann kommt der große Coup. Dann fährt der Dichter souverän in die große Trickkiste und wird methodenintegrativ. Für solche Fälle hat er was im Repertoire. Die Bühnenmaschinerie wird angeworfen, die Statisterie tritt in Aktion Und ohne Rücksicht auf Eklektizismus greift er zur ultimativen Technik und macht Anleihen: Deus ex machina!

Zum Beispiel so:

„Ihr Götter, zuhilfe!" Pfeift schrill. Blitz, Donner, Getöse. Und ein Gott steigt hernieder und rettet ihn aus der Scheiße.

Und dann hat dieser Gott meist auch noch eine Botschaft für ihn. Und dann kann er sagen: Das war eine Begegnung!

Aber hier? Wer hilft uns hier aus dem Schlamassel? Mit welcher Begegnung haben wir hier zu rechnen? Wer ist hier der Deus ex machina?

Oder beim Faust: Dort wird der große Einzelkämpfer doch noch gerettet. Die Lust am Verweilen im Augenblick bleibt im Konjunktiv, der Prozeßgedanke ist gerettet, alles bleibt im Fluß, der Teufel hat das Nachsehen, Gott hat seine Wette gewonnen. Unmengen von Engeln retten Faustens Unsterbliches. Und er begegnet nochmals seinem Gretchen. Das Ewig–Weibliche zieht uns hinan.

Ah ja: das Ewig–Weibliche, die Liebe. Die hätten wir ja beinahe vergessen. Wozu das ganze Theater? Wozu die Therapie? Theologie, Philosophie, Anthropologie? Wozu die Kunst? Worum dreht sich unser ganzes Leben. Es kreist doch alles um das gleiche Thema: die Liebe.

Die wahre Liebe ist stärker als alles. Das ist vielleicht die Botschaft. Ah, gut daß mir das noch eingefallen ist. Vielleicht ist es das, worauf uns der Regisseur noch kommen lassen wollte. Ich möchte sie gern mit dieser guten Botschaft entlassen. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Ich danke Ihnen.

Verneigt sich. Ab.
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ZUGABE

Wie bitte? Ah so, das Stück, „Pyramus und Thisbe"! Nein, nein, ich spiele nicht mehr. Schluß mit dem Theater. Das muß jeder für sich selbst herausfinden. Bitte? Na, freilich würde es gut passen. Es wäre geradezu die ideale Illustration unseres Themas: Ein Begegnungsstück, ein Liebesstück par excellence.

Also gut, noch eine letzte Ausnahme. Aber ich tu es nur für Euch, mein liebes Publikum. Und ich spiele ganz so, wie es meiner Natur entspricht. Total ansatzgemäß. Ich nehme mir Kongruenz heraus und erwarte bedingungslos positive Wertschätzung. Die Empathie werden Sie doch aufbringen, oder?

Also: Ich werde Ihnen zeigen, wie es zugeht bei wirklichen Begegnungen, bei Begegnungen, wo es um wahre Liebe geht.

Große Ankündigung.

Meine Damen und Herren! Hier sehen Sie: Die Begegnung von Pyramus und Thisbe. Face to face, von Angesicht zu Angesicht. Hier sehen Sie: Wie alles Hindernis zerfällt. Hier sehen Sie: Die Kraft der Selbstverwirklichung bei widrigen Umständen. Hier sehen Sie selbst, ob die Liebe das letzte Wort hat. Hier sehen Sie: Die Macht des Vertrauens im Kampf mit der Bestie. Hier sehen Sie: Das Leben im Kampf mit dem Tod. Machen Sie sich selbst ein Bild.

Meine Damen und Herren! Das große Finale! Sie sehen:

Das Stück von der Begegnung der Liebenden. The love encounter. By William Shakespeare.

[Sommernachtstraum]
»(Wand:) In dem besagten Stück es sich zutragen tut,
Daß ich die Wand vorstelle gut.
Und eine solche Wand, wovon Ihr solltet halten,
Sie sei durch einen Schlitz recht durch und durch gespalten,
Wodurch der Pyramus und seine Thisbe fein
Oft flüsterten fürwahr ganz leis und insgeheim.
Der Mörtel und der Kalk und dieser Stein tut zeigen,
Daß ich bin diese Wand, ich will’s Euch nicht verschweigen;
Und dies die Spalte ist, zur Linken und zur Rechten,
Wodurch die Buhler zwei sich täten wohl besprechen.
(Pyramus:) O Nacht, so schwarz von Farb, o grimmerfüllte Nacht!
O Nacht, die immer ist, sobald der Tag vorbei.
O Nacht! O Nacht! O Nacht! ach! ach! ach! Himmel! ach!
Ich fürcht, daß Thisbes Wort vergessen worden sei.
Und du, o Wand, o süß und liebenswerte Wand!
Zeig deine Spalte mir, daß ich dadurch mag sehn.
Was seh ich dort? Thisbe, die seh ich nicht.
O böse Wand, durch die ich nicht seh meine Zier,
Verflucht sei’n deine Stein’, daß du so äffest mich!
(Thisbe:) O Wand, du hast schon oft gehört das Seufzen mein,
Mein’n schönsten Pyramus weil du so trennst von mir;
Mein roter Mund hat oft geküsset deine Stein’.
(Pyramus:) Ein Stimm ich sehen tu;
ich will zur Spalt und schauen,
Ob ich nicht hören kann meiner Thisbe Antlitz klar.
Thisbe!
(Thisbe:) Dies ist mein Schatz, mein Liebchen ist’s fürwahr!
(Pyramus:) Denk, was du willst, ich bins; du kannst mir sicher trauen.
O küß mich durch das Loch von dieser garst’gen Wand!
(Thisbe:) Mein Kuß trifft nur das Loch, nicht deiner Lippen Rand.
(Pyramus:) Willst du bei Nickels Grab heut nacht mich treffen an?
(Thisbe:) Seis lebend oder tot, ich komme, wenn ich kann.
(Wand:) So hab ich Wand nunmehr mein Part gemachet gut,
Und nun sich also Wand hinwegbegeben tut.
Wand, Pyramus und Thisbe ab.
(Löwe:)
Ihr Fräulein, deren Herz fürchtet die kleinste Maus,
Die in monströser G’stalt tut auf dem Boden schweben,
Mögt itzo zweifelsohn erzittern und erbeben,
Wenn Löwe, rauh von Wut, läßt sein Gebrüll heraus!
So wisset denn, daß ich« kein Löwe »bin
Kein böser Löw fürwahr, noch eines Löwen Weib;
Denn käm ich als ein Löw und hätte Harm im Sinn,
So daurte, meiner Treu, mich mein gesunder Leib.
(Mond:) Den wohlgehörnten Mond d’ Latern z’erkennen gibt;
Ich selbst den Mann im Mond, wofern es Euch beliebt!
Den wohlgehörnten Mond d’ Latern z’erkennen gibt«,
Er schaltet eine Taschenlampe ein.
»Ich selbst den Mann im Mond, wofern es Euch beliebt!
Alles, was ich zu sagen habe, / ist, Euch zu melden, / daß diese Laterne der Mond ist; / ich der Mann im Monde; / dieser Dornbusch mein Dornbusch; / und dieser Hund mein Hund.« Thisbe fährt auch bei Mondschein mit Licht. / Denn Lichtfahrer sind sichtbarer. / Und dies ist eine Aktion des Verkehrministeriums. / Und aus.
(Thisbe:) Dies ist ja Nickels Grab. Wo ist mein Liebchen denn?
O! Der Löwe brüllt.« Thisbe verliert ihre Handtasche.
»(Mond:)
Gut gebrüllt, Löwe!
Thisbe läuft davon.
Gut gelaufen, Thisbe!
(Pyramus:) Ich dank dir, süßer Mond, für deine Sonnenstrahlen,
Die also hell und schön den Erdenball bemalen« —
(Mond:) Gut geschienen, Mond!
(Pyramus:) Dieweil bei deinem Gold und funkelnd süßem Licht
Zu kosten ich verhoff mein’r Thisben Angesicht.
Doch halt, o Pein!
Was soll dies sein?
Was für ein Graus ist dies?
Aug, siehst du noch?
O schweres Joch!
Mein Herz, mein Liebchen süß:
Dein« Täschchen »gut
Befleckt mit Blut!
Ihr Furien, kommt im Trab
Herbei und rächt
Und löscht und brecht
Den Lebensfaden ab!«
Der Löwe zeigt die Zunge.
Warum denn, o Natur, tatst du den Löwen bauen?
Weil solch ein schnöder Löw mein Lieb hat defloriert,
Sie, welche ist — nein, war — die schönste aller Frauen,
Die je des Tages Glanz mit ihrem Schein geziert.
Komm, Tränenschar!
Aus, Schwert! durchfahr
die Brust dem Pyramo!
Die Linke hier,
Wos Herz hüpft mir;
So sterb ich denn, so, so!
Nun tot ich bin,
Der Leib ist hin,
Die Seel speist Himmelsbrot.
O Zung, lisch aus!
Mond, lauf nach Haus!«
Der Mond zeigt den Mittelfinger.
»Nun tot, tot, tot, tot, tot!
Er stirbt.
(Thisbe:)
Schläfst du, mein Kind?
Steh auf geschwind!
Wie, Täubchen, bist du tot?
O sprich! o sprich!
O rege dich!
Ach tot ist er! o Not!«
Der Löwe grinst.
»Dein Lilienmund,
Dein Auge rund,
Wie Schnittlauch frisch und grün;
Dein Kirschennas’,
Dein’ Wangen blaß,
Die wie ein Goldlack blühn,
Soll nun ein Stein
Bedecken fein?
O klopf, mein Herz und brich!«
Ich lege »Hand an mich!
Zung, nicht ein Wort!
Nun, Dolch, mach fort,
Zerreiß des Busens Schnee!
Lebt wohl, ihr Herrn!
Ich scheide gern.
Ade, ade, ade!«
Es gelingt ihr nicht, sich zu töten.
Der Mond treibt zur Eile an, der Löwe leckt sich die Lippen, Pyramus zeigt vor, wo sie hinstechen muß.
Ade, ade, ade!
Ade, ade, ade!
»Sie stirbt.« Der Löwe pinkelt im Abgehen auf die beiden Toten.
(Mond:)
Und aus.

Blackout.
Der Mond schaltet die Taschenlampe aus.

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Dokumentation zum Stück
von Peter F. Schmid

Begegnung oder Faust macht eine Ausbildung

Text: Peter F. Schmid
Handlung: Thomas Schweinschwaller

Alle Rechte bei den Autoren.

Uraufführung: Schloß Großrußbach, 8. März 1997
im Rahmen des 1. Theorieworkshops des Instituts für Personzentrierte Studien (IPS) der APG,
»Das Persönlichste ist das Allgemeinste« (Carl Rogers)

Der Schauspieler: Thomas Schweinschwaller

Der Regisseur: Peter F. Schmid

Technische Mitarbeit: Herbert Kern

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DIE SZENEN

Prolog: William Shakespeare, Ein [Sommernachtstraum] Stube in einer Hütte • Carl [Rogers], Entwicklung der Persönlichkeit Das Persönlichste ist das Allgemeinste.

I. Propädeutikum: Weihnachtsspiel mit Hirten und Drei Königen • Max [Reinhardt], Rede über den SchauspielerHenrik [Ibsen], Peer Gynt Die Halle des Trollkönigs • Zugzwang • Johann W. v. Goethe, [Faust I] Straße • Thomas [Schweinschwaller], Schwermütig • Das Erstgespräch • Johann W. v. Goethe, [Faust I] Ein Schüler tritt auf

II. Praktikum: William Shakespeare, Ein [Sommernachtstraum] Wald • Alfred Jarry, [König Ubu] Das Haus Vater Ubus; Das Paradefeld • William Shakespeare, [Julius Cäsar] Forum Romanum • [Wilhelm Busch], Fink und Frosch • Vorstellungsgespräch • Johann W. v. Goethe, [Faust I] Studierzimmer, Der Pakt • Johann W. v. Goethe, [Faust I], Walpurgisnacht, Chor der Hexen • Johann W. v. Goethe, [Faust I] Studierzimmer, Die kleine, dann die große Welt

III. Fachspezifikum: William Shakespeare, Ein [Sommernachtstraum] Palast des Theseus (Prolog) • Thomas [Bernhard], Selbstverwirklichung • Peter [Turrini], Ich reisse • Rollen–Spiel im Body Encounter • Romano [Guardini], Begegnung • Alfred Jarry, [König Ubu] Der Palast des Königs • Jean [Genet], Die Zofen Ich kenne die Stelle auswendig • Bewerbungsschreiben • Johann W. v. Goethe, [Faust II] Mitternacht; Großer Vorhof des Palastes • Encounter • Deus ex machina

Zugabe: William Shakespeare, Ein [Sommernachtstraum] Palast des Theseus (Rechts und links der Wand / Bei Nickels Grab) = Rüpelspiel

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DIE ROLLEN

Prolog: Klaus Zettel in Shakespeare, »Sommernachtstraum«

I. Propädeutikum: Hirten und Drei Könige in einem Weihnachtsspiel • Der Dovre–Alte (Trollkönig) in »Peer Gynt« • Frau unter Zugzwang • Gretchen und Faust in Goethe, »Faust I • Schüler und Mephistopheles in Goethe, »Faust I«.

II. Praktikum: Klaus Zettel in Shakespeare, »Sommernachtstraum« • Vater Ubu in Jarry, »König Ubu« • Mark Anton in Shakespeare, »Julius Cäsar« • Mephistopheles und Faust in Goethe, »Faust I« • Hexen in Goethe, »Faust I« • Mephistopheles und Faust in Goethe, »Faust I«.

III. Fachspezifikum: Prolog in Shakespeare, »Sommernachtstraum« • Ladislaus und Boleslav in Jarry, »König Ubu« • Solange in Genet, »Die Zofen« • Faust in Goethe, »Faust II«.

Zugabe: Wand und Pyramus und Thisbe und Löwe und Mond in Shakespeare, »Sommernachtstraum«.

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DIE ZITATE

Prolog: Shakespeare, Sommernachtstraum, II. Akt, 2. Szene, gekürzt • Rogers, S. 41f • Frenzel, Selbsterfahrung als Selbsterfindung

I. Propädeutikum: Reinhardt, Rede über den Schauspieler, gekürzt • Rogers / McGaw / Farson, A Journey Into Self • Ibsen, Peer Gynt, II. Akt, 6. Szene, gekürzter Ausschnitt • APG, Persönlichkeitsentwicklung durch Begegnung • Faust I, Straße V. 2605–2608 (Gretchen) • Buber, Begegnung, S. 10 • Schweinschwaller, Schwermütig • Bernhard, Ritter, Dene, Voss, S. 30 • Pambichler, Pecus Inventum • Ovid, Metamorphosen, Schluß • Faust I, Studierzimmer V. 1868–2050, gekürzt (Schüler)

II. Praktikum: Shakespeare, Sommernachtstraum, III. Akt, 1. Szene, gekürzt • Grillparzer, Libussa, V. 2461 • Jarry, König Ubu. I. Akt, 7. Szene, gekürzt; II. Akt, 1.Szene, gekürzt; II. Akt, 2. Szene, gekürzt • Shakespeare, Julius Cäsar, III. Akt, 2. Szene, gekürzt • Busch, Fink und Frosch • Goethe, Faust I, V. 1834 • Goethe, Faust I, Studierzimmer V. 1635–1707, gekürzt (Pakt, 1) • Brecht, Vom armen B. B. • Turrini, Wie lange noch, Gedichte S. 5 • Goethe, Faust I, Walpurgisnacht V. 3956–4015, gekürzt (Chor der Hexen) • Goethe, Faust I, V. 1698 • Goethe, Faust I, V. 1881 • Goethe, Faust I, Studierzimmer V. 1741–1823, 2051–2072, gekürzt (Pakt, 2)

III. Fachspezifikum: Shakespeare, Sommernachtstraum, V. Akt, 1. Szene, gekürzt • Bernhard, Ritter, Dene, Voss, S. 14f • Turrini, Ich reiße, Gedichte, S. 36 • Guardini, Die Begegnung, S. 122f • APG–Programm, S. 28 • Grotowski, Toward a poor theater, S. 50 • Goethe, Faust I, Studierzimmer V. 1856–1867 (Mephistopheles) • Jarry, König Ubu, 2. Akt, 1. Szene • Goethe, Faust I • Genet, Die Zofen, S. 47, gekürzt • Goethe, Faust II, Mitternacht, Großer Vorhof des Palastes, V. 11433–11442, 11499–11510, 11562–11586 gekürzt

Zugabe: Shakespeare, Sommernachtstraum, V. Akt, 1. Szene, gekürzt

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DIE QUELLEN

William Shakespeare, Ein Sommernachtstraum, in: ders.: Sämtliche Werke, Wiesbaden (Löwit) o. J. [orig.: A Midsummer–Night's Dream, ca. 1594–1595]

Carl Rogers, This is me. The development of my professional thinking and my personal philosophy, Manuskript, publ. u. a. in: ders. Entwicklung der Persönlichkeit. Psychotherapie aus der Sicht eines Therapeuten, Stuttgart (Klett) 1973, 19–43 [orig.: On becoming a person. A therapist's view of psychotherapy, Boston (Houghton Mifflin) 1961 = Rogers 1961a; chp. 1] [=Rogers 1955b]

Peter Frenzel (Hg.), Selbsterfahrung als Selbsterfindung. Personzentrierte Psychotherapie nach Carl R. Rogers im Lichte von Konstruktivismus und Postmoderne, Regensburg (Roderer) 1991

Max Reinhardt, Rede über den Schauspieler, New York, Columbia University, 1928; zit. nach Kleine bibliophile Theatersammlung, Wien (Edition Komödie im Bindenschild Verlag) 1947

Carl R. Rogers / William H. McGaw, Jr. / Richard E. Farson, Journey into Self, Film, Los Angeles (UCLA Extension Media Center) 1968 [= Rogers F-1968]

Henrik Ibsen, Peer Gynt. Ein dramatisches Gedicht. Nach der Übersetzung von Christian Morgenstern, Wien (Burgtheater Programmbuch Nr. 123) 1994

P. Norbert Pambichler OSB, Pecus Inventum, Manuskript

APG (Hg.), Persönlichkeitsentwicklung durch Begegnung. Das personenzentrierte Konzept in Psychotherapie, Erziehung und Wissenschaft, Wien (Deuticke) 1984

Johann Wolfgang v. Goethe, Faust. Der Tragödie Erster und Zweiter Teil, Stuttgart (Reclam) 1966

Martin Buber, Begegnung. Autobiographische Fragmente, Heidelberg (Lambert Schneider) 41986

Thomas Schweinschwaller, Schwermütig, Manuskript 1992

Ovid: Publius Ovidius Naso, Metamorphosen

Franz Grillparzer, Libussa, in: Sämtliche Werke, hg. v. P. Frank und K. Pörnbacher, München 1960–1965 [orig. 1872]

Jerzy Grotowski, Toward a poor theater, New York (Glarion) 1963; dt.: Das arme Theater des Jerzy Grotowsky, Velbert (Friedrich) 1968

Alfred Jarry, König Ubu. Ein Drama in fünf Akten, Übersetzung Marlis und Paul Pörtner, Zürich (Arche) 1959 [orig.: Ubu–Roi, 1896]

William Shakespeare, Julius Cäsar, in: ders.: Sämtliche Werke, Wiesbaden (Löwit) o. J. [orig.: Julius Caesar, ca. 1597–1601]

Wilhelm Busch, Fink und Frosch, in: Gedichte, Gesamtausgabe

Thomas Bernhard, Ritter, Dene, Voss, Wien (Burgtheater Programmbuch 33) 1986

Peter Turrini, Ein paar Schritte zurück. Gedichte, Wien (Europaverlag) 21987

Romano Guardini, Die Begegnung. Ein Beitrag zur Struktur des Daseins, in: Hochland 47,3 (1955) 224–234

APG, Programm September 1995 – Februar 1996

Peter F. Schmid, »Menschsein heißt, sich ins Spiel bringen«. Die Gruppe als Spiel und Handlung, in: ders., Solidarität und Autonomie. Personzentrierte Gruppenpsychotherapie, Bd. I, Köln (EHP) 1994, 298–423

Jean Genet, Die Zofen. Tragödie, in: ders., Alle Dramen, Reinbek (Rowohlt) [orig.: Les bonnes, 1946]

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© pfs 1997
Gedruckte Fassung erhältlich bei Peter F. Schmid, 

A-1120 Wien, Koflerg. 4
Tel. & Fax +43 1 8123746

pfs@pfs-online.at

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  Selbstverwirklichung Oder Hamlet geht in Therapie. Der Personzentrierten Trilogie Erster Teil
 
Personalisation Oder Mephisto wird Supervisor. Der Personzentrierten Trilogie Dritter Teil

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